Der Profi und Champagner Black Pages Banner
Alex "Sal" Luerken <s.a.l.@usa.net> https://members.tripod.com/~Barogue)posted 12.06.98

Es war später Abend, als ich die Checkliste zum vierten Mal durchging. Es mußte alles geplant sein, etwaige Komplikationen im Vorwege ausgeschaltet werden. Der Zufall konnte der beste Freund sein, den du auf der Welt finden kannst, aber meist entpuppt er sich als das Schlimmste, was dir passieren kann. Und ich. Ich war ein Profi. Mir konnte und durfte der Zufall kein Schnippchen schlagen.
Johnson hatte von einem einfachen Ein-Mann-Job geredet, als ich ihn und seinen Begleiter in einer exquisiten Bar Downtown getroffen hatte. Wetwork, naja. Man nimmt, was man bekommen kann, und ein Problem hatte ich noch nie mit einem Auftragsmord, wenn der Preis stimmt.
2 Kugeln in die Brust und den Sicherheitsschuß zwischen die Augen setzen. Einfache Sache. Rein und raus, wenn die Planung stimmte. 50.000¥ waren ein Preis, der eine gute Planung voraussetzen konnte. Wie gesagt, ich bin ein Profi. Sie zahlen den Preis und die Spesen und ich bin ihr Mann.

In Johnson's Umschlag waren zwei gefälschte SIN's, die mich ohne Probleme in die Nähe des Ziels bringen sollten, das Flugticket nach Denver war erster Klasse gebucht. Johnson hatte seine Hausaufgaben gemacht.
Vor mir auf dem Bett stand der gepackte Koffer.
2 Ares Predator, verchippt, inklusive Tarnhalfter mit Schalldämpfer und Ersatzmagazin, 1 Messer, mein bester Geschäftsanzug, der mich gut 4k gekostet hatte und meine geliebte Ray Ban, in die ein Kumpel von mir als Gimmick einen kleinen Restlichtverstärker eingebaut hatte Weiterhin waren da noch die 2 SIN's, ein Hin- und ein Rückflugticket erster Klasse, die Zimmerreservierung, mein Armante´ Deo, zwei beglaubigte Credsticks und zwei Päckchen Dunhill Expreß.
Das Foto der Zielperson lag in schwarzen Ascheflocken im Aschenbecher meiner Wohnung.

Kurz nach 7 Uhr morgens fuhr ich mit einem Yellow Cab zum Flughafen , um 10.43 Uhr landete der Flieger in Denver. Wie vereinbart parkte ein brauner Nissan Jackrabbit auf Parkplatz 8594 A 32, dessen Schlüssel bereits am Flughafen Seattle von Johnson's Leibwächter in meine Tasche bugsiert wurde. So was, nenne ich Planung.

Das Zimmer war angenehm. Nicht aufdringlich. Dem Lebensstil von Edgar O'Ryan entsprechend. Der Zimmerservice ließ zwar zu wünschen übrig, aber dafür würde sich Edgar O'Ryan wie immer beim Empfang beschweren, wie es sich für einen braven Konzern-Exec gehörte. Alles Tarnung.

Der Zeitplan ließ mir wenig Spielraum. Ich zog mich aus und duschte, zog mich wieder an. Legte die beiden Tarnhalfter an. Legte sie wieder ab, zog mich aus. Ich hatte das Deo vergessen. Wenige Minuten später stand Edgar O'Ryan frisch geduscht und geschniegelt wie ein Aal vor dem Spiegel im Bad, aus dem zwei flauschige Frotteehandtücher ebenfalls wie ich kurze Zeit später verschwunden waren.

Die Fahrt dauert nur wenige Minuten, in denen ich im Geiste noch einmal die Gebäudepläne durchging. Wohnung 25 F war ebenso schnell erreicht, nachdem ich problemlos mit meinen falschen Ausweisen an den Wachen im Foyer vorbeigekommen war.
Auf der Etage befand sich laut meinen Informationen keine weitere Wache. Ich schickte mich an an der Zimmertür zu klopfen und hörte deutlich die Schritte meiner Zielperson sich der Tür nähern. Ich zog die schwere Pistole, ließ sie aber am ausgestreckten Arm hinter meinem Rücken verschwinden.

"Wer ist da", klang eine Stimme durch die Tür.

"Meine Name ist Shiro Arthurson, ich bin von der Technik", antwortete ich und hielt meinen Ausweis vor den Spion. "Wir haben ein kleines Problem mit der Klimaanlage und so muß ich jede Wohnungseinheit überprüfen. Würden Sie bitte öffnen."

Er öffnete die Tür und ich sah ihn nur in einem Bademantel bekleidet. Ich hob die Pistole und setzte die zwei Schüße in seine Brust, jedoch an Stelle des dumpfen Plopps, hörte ich nur zweimal ein "Klick".

"Verdammt, ich hatte die Munition vergessen", schoß es mir durch den Kopf als die Champagnerflasche, die seine Frau vom Einkauf mitgebracht hatte, auf meinem Schädel in Tausende von Scherben zerbarst und mich ins Reich der Träume schwinden ließ.