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Alex "Sal" Luerken <s.a.l.@gmx.net> https://members.tripod.com/~Barogue)posted 12.12.97

Okay, der Titel dieser Artikelserie mag manche Spieler und Spielleiter etwas abschrecken, trotzdem hat meine Erfahrung (hört sich mächtig geschwollen an), einige Dinge hervorgebracht, die meine Art und Weise ein Gruppe zu leiten doch erheblich verändert hat. Jedenfalls gottähnlich bin ich noch nicht (zwar auf dem Weg dorthin) und der große Sack des Allwissenden ist leider auch an mir vorbeigezogen, trotzdessen hier nun einige kleine Beschreibungen, wie sich mein Stil ein Spiel zu leiten beschreiben läßt.

Sei fair (oder versuche es zumindest) Wir alle haben einmal einen schlechten Tag, nicht nur Spieler auch Spielleiter befällt dieses Übel. Ich kann hier nicht für jeden sprechen, jedoch neige ich dazu ein wenig unfair zu sein, wenn der Tag schon schlecht beginnt und ich mit mehr oder minder schlechter Laune zum Spielen fahre. Eben, wenn einer dieser Tage ist, die Bücher haben den 10 Tonnen-Status erreicht und beginnen trotzdem sich langsam in ihre Bestandteile zu zerlegen, der Kaffee ist alle, schlecht geschlafen, schlecht gesch**ssen, egal. Es geht einem schlecht. Ihr versteht mich.
Auf jeden Fall ist dies auch einer der Tage, an denen die Spieler teils teils schwer zu leiden haben, denn irgendwo muß ich meine miese Laune nun einmal auslassen, und warum also nicht an meinen Spielern. Versteht mich nicht falsch, in meinen Spielen ist so gut wie kein Spieler gestorben, zwar sind viele mehr oder minder nicht mehr fähig ein Leben als Shadowrunner zu bestreiten, aber getötet habe ich schon lange niemanden mehr. Wenn haben Sie sich meistens arg dämlich angestellt, so daß ihr Tod unvermeidbar war. Ich glaube, ich komme etwas vom Thema ab. Gut, back to the basics.
Jeder, der Rollenspiele spielt, wird schon einmal in der Situation gewesen sein, daß man lieber den Meister bescheißt, als sein Würfelpech zu zugeben. Ich kann mich an einige Situationen erinnern, wo meine persönliche Waffe bzw. mein Held (Helden spielen DSA, und ich hasse diese Korrekturhilfen, die aus DSA DAS machen, man muß sie auf die brutalste Art übertölpeln) den Bach runter gegangen wäre, hätte ich aus der 18 oder 19 nicht eine 8 gemacht. Ich billige jedem Spieler dies zu, so lange er es so geschickt anstellt, daß ich es nicht merke und es nicht deutlich die Überhand nimmt. Schließlich bescheiße ich meine Spieler ja auch, in dem mein liebevoll ausgearbeiteter Oberbösewicht einfach nicht das Zeitliche segnet, sondern just in dem Moment in dem, die Spieler ihm endgültig den Gar ausmachen wollen, ein DocWagon - Team heranrauscht und die Spieler mit schwerer Muni verscheucht. Diese kleinen Würfelbetrügereien sollten nicht ausarten, auf keiner Seite des Meisterschirm.
Selbst an schlechten Tagen nicht.
Ein weiterer Punkt ist, zumindest in meiner Gruppe, der ewige Geldfaktor. Ich halte meine Spieler ziemlich arm, denn wer kein Geld hat, ist immer darauf aus Geld in die Finger zu bekommen (merkwürdige Parallelen zur realen Welt tun sich hier auf). So sind meine Spieler selten in der Lage im Luxus zu leben und jeder erfolgreiche Run wird mit einer gebührenden Party gefeiert (real und im Spiel). Doch wird es immer Dinge, Ausrüstungsgegenstände, Cyberware, Waffen , Fahrzeuge etc. geben, die meine Spieler nie in ihrem Leben aus eigener Hand in die Chromfinger bekommen werden und doch ihr gesamtes Shadowrunner-Leben danach trachten, diese Traumwerke in die Finger zu bekommen. Ergo. Sie bekommen ihre Wünsche erfüllt, natürlich nicht übermäßig oft (kleine Geschenke erhalten die Freundschaft), aber es kann durchaus einmal sein, daß gerade der eben geschlagene Bösewicht, einen niegelnagelneuen RollsRoyce Phaeton fährt und das gute Stück steht jetzt verlassen in dieser einsamen dunklen Tiefgarage. Warum nicht. Soll der Spieler ihn doch haben. Oder ein anderes Beispiel: Einer meiner Spieler ist/war der extremste Pearl Jam - Fan, den dieser Erdenball je hervorgebracht hat, und spielte deshalb (ihr habt es erraten) einen Musiker. Also hat er im Laufe seiner Karriere mehrere Konzerte spielen dürfen, natürlich mit seiner eigenen Band, nebst Gage, Plattenboß etc.. Die Runner hatten übrigens den Auftrag, die miesen Machenschaften des Plattenboßes zu untergraben und seinen Betrug der Yakuza zu beweisen.
Wünsche gehen eben in Erfüllung so lange man nur fest daran glaubt.

Respektiere Deine Feinde

Ein wahrer und durchaus weiser Ausspruch, auch für Rollenspiele äußerst relevant. Denn es gibt immernoch viele Meister, die in stundenlanger Arbeit NPC's ausarbeiten, die eh als Kanonenfutter sobald die Spieler, die Bühne betreten, die Bühne schon wieder verlassen. Warum ?
Wenn ich mir schon die Arbeit mache und einen NPC ausarbeite, was voraussetzt das er einen Charakter hat (dafür steht das C in NPC übrigens), kann ich es selten übers Herz bringen ihn/sie einfach so sterben zu lassen, dafür habe ich mir nicht die ganze Mühe gemacht. Ich muß zugeben, daß ich zu meiner DSA - Zeit viele Orks und Goblins, als Kanonenfutter geopfert habe, jedoch bei Shadowrun ist das eine ganz andere Sache geworden. Zwar versorgt uns Fasa bzw. Fanpro mit diesen netten kleinen Connections, aber vielmehr als Zahlen sind sie letztendlich auch nicht. Deshalb liebe Meister, gebt euren NPC's Charakter, schließlich sind die Gegenspieler und Freunde der Spieler auch nur (Meta)menschen und haben ein eigenes Leben, wie jeder der Rollenspiele spielt ebenfalls eines hat. Mit Sorgen und Ängsten und dem ganzen Pipapo. Warum also sollte der Lone Star Cop sich auf ein Feuergefecht mit den Spielern einlassen, vielleicht hat er Frau und Kinder oder steht kurz vor der Pensionierung und hat nur noch ein paar Tage abzureißen. Oder die 0815 - Konzernwache, die lieber ihren Job riskiert und den Runnern hilft zu ihrem Ziel zu gelangen, als den Löffel abzugeben, vielleicht will er selber Shadowrunner werden oder bewundert die mutigen Kerle, die in den Schatten laufen. Die Spieler werden wesentlich vorsichtiger mit dem Umgang ihrer Waffen sein, wenn sie wissen, daß ihre Gegner, die gleichen Probleme plagen, wie sie selbst.
Aus diesem Grund werden in nächster Zeit einfache Charakterbeschreibungen in den Black Pages erscheinen, ganz ohne irgendwelche Zahlen, reine, weiße Beschreibungen.
Danke, Blackjack für die Idee.