In Die Nacht Hinein (Kapitel #8) Black Pages Banner
Alex "Sal" Luerken <s.a.l.@gmx.net> https://members.tripod.com/~Barogue)posted 30.11.98

"Die Kleine hat dir also ernsthaft versucht zu erklären, daß ein dämlicher Vampir ihren Freund ausgesaugt hat?", fragte Dina. Sie strich sich ihr widerspenstiges Haar aus dem Gesicht und starrte Conner mit funkelndem Blick an. Ein Schmunzeln strich über ihre Mundwinkel, das ihrem zwergischem Gesicht eine fast niedliche Note verlieh.

Conner mochte die verrückte Zwergin. Er kannte sie bereits 3 Jahre. Eine Ewigkeit in den Schatten. Sie war die Deckerin im Team und diejenige, die ihn jedesmal mit seinen Frauenbekanntschaften aufzog. Nicht das ihn ihre Marotten störten, es belustigte ihn, wie sie jedesmal die Eifersüchtige spielte und ihn neckte. Es machte das Leben etwas erträglicher, machte ihm bewußt, daß manche Tage etwas besseres verdient hatten, als über das Morgen nachzudenken.

"Gut, Dina. Ich versuche es noch einmal, damit auch du mir folgen kannst", sagte er nicht ohne merkliche Ironie. "Ich sitze also in diesem piekfeinen Hotel, schlürfe meinen Kaffee, ich betone KAFFEE, und plötzlich kommt diese Frau die Treppen hinuntergestürzt, und faselt irgendwas wie, er ist tot, er ist tot. Ich sag' dir, sie hatte diesen irren Blick. Völlig durch den Wind, die Dame. Ich, also, zu ihr hin, hab' sie mir gepackt und in mein Auto gezerrt. Schließlich war sie mit meiner Zielperson zusammen. Ich hab' sie dann bei Dakota abgeliefert, während sie mir auf der Fahrt immer wieder den gleichen Mist erzählt hat. Sie klang in etwa so wie der alte Dick. Ich glaub' den kennst du auch noch. Der Junge, der immer Ecke 13te und Penn State herumhängt."

"Meinst du den Kleinen, der einen immer so blöde angrinst und auch so eine Vampir-Story herunterbetet?", fragte Dina.

"Genau. Ich bin dann, nachdem ich sie abgeliefert habe, zu ihm gefahren, hab ein bißchen 'rumgefragt, aber seit Tagen hat ihn niemand gesehen. Wahrscheinlich, das übliche. Irgendein anderer Penner hat ihn wegen seiner Stiefel oder für einen Happen zu essen, gegeekt. Das Schicksal der Straße. Wir haben die Story schon viel zu oft gehört."

Die Glastür zum Shelley's öffnete sich und ein großer dunkelblonder, recht muskulöser Mann betrat den Diner. Sein Blick schweifte über die Sitznischen, fand diejenige von Dina und Conner. Steten Schrittes ging er auf die beiden zu.

"Hoi, Dina. Hoi, Con. Was machen die Geschäfte?" Er setzte sich ungefragt neben Dina und nahm einen großen Schluck von Conner's Soykaf. "Tulai hat mich angeklingelt. Aber, wo ist die Warzenfresse. Nicht da. Ich dachte, nur ich bin derjenige, für den Pünktlichkeit ein Fremdwort ist."

"Na endlich. Einsicht ist der beste Weg zur Besserung. Du wirst doch nicht etwa auf deine alten Tage ein anständiger Mensch, Dakota?", brummte Conner den Neuankömmling und nahm ihm seinen Soykafbecher wieder ab.

"Hoi, Großer", begrüßte ihn Dina.

"Also, wo sind die beiden anderen. Irgendwelche Frauengeschichten?"

"Ähm.....wo du gerade Frauengeschichten sagst. Wo ist die Kleine, die ich gestern bei dir abgeliefert habe?", fragte Conner.

Nachdem Dakota bei der heraneilenden Kellnerin ein großes Frühstück mit gebratenen Eiern bestellt hatte, begann er: "Deine neue Bekanntschaft hat den restlichen Abend nicht mehr viel gesagt. Sie hat mich die ganze Zeit nur blöde angestarrt, als ob ich von einem anderen Planeten kommen würde. Ich hab' ihr etwas zu essen und ein paar warme Decken gegeben. Du kennst mich. Niemand kommt aus meiner Wohnung heraus oder hinein, wenn ich es nicht will. Ich bin irgendwann schlafen gegangen, sie schlief bereits seelenruhig auf dem Sofa und es schien nicht so, daß sie in nächster Zeit wieder aufwachen würde. Und. Am Morgen war sie dann weg. Meine Alarmanlagen. Alle ausgeschaltet. Das Biest muß ein bißchen mehr auf dem Kasten gehabt haben, als du gedacht hast, ansonsten hätte sie kaum den Sprengsatz vor dem Schaltkasten umgehen können. Und sie hat noch einen Predator von mir geklaut. Du kannst dir sicher sein, daß das Biest erst einmal eine gehörige Trachtprügel kriegt, wenn ich sie erwische. Ich schlafe nicht gerne mit heruntergelassenen Hosen."

"Ha, ihr stupiden Mannsbilder traut einer Frau einfach nichts zu", triumphierte Dina. Ihre beiden Begleiter sahen sie verdutzt an und stimmten dann in ihr Lachen ein. Dina war weit davon entfernt eine Emanze zu sein.

Dakota sah, als das Lachen verstummte, der Reihe nach Dina und Conner an. "Ihr habt mir meine Frage noch nicht beantwortet, wo Static und Tulai sind."

"Kurz nach dem ersten Anruf, rief Tulai noch einmal an. Static hat es erwischt. Zwei Kerle haben versucht, ihn vor seiner Wohnung zu geeken. Er konnte entkommen, hat sich aber wohl eine Kugel gefangen. Dina war gerade bei mir und Tulai meinte, er hätte dich nicht erreichen können. Also haben wir hier auf dich gewartet." Er machte eine Pause und schaute auf Dakota's Frühstück. "Wenn du fertig bist, sollten wir los. Ich möchte mir Static ansehen, du weißt, er versucht immer den Harten zu spielen. Seine Wunde könnte schlimmer sein, als er vermutet oder es uns wissen lassen will."

Dakota verschlang die letzten paar Happen seines Frühstücks. Sie bezahlten und verließen eiligst den Diner. Dina und Conner fuhren mit seinem Ford Americar, während Dakota ihnen in seinem Westwind folgte. Ihr Weg ging in Richtung Puyallup. Weder die Zwergin noch der Elf noch Dakota bemerkten den weißen TCA Claw, der ihnen in gebührendem Abstand folgte.