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Alex "Sal" Luerken <s.a.l.@usa.net> https://members.tripod.com/~Barogue)posted 06.02.98

Kapitel 2

Chandler lachte.

Was für ein Idiot. Er hatte ihm vertraut, wie ein kleiner, dummer Schuljunge. Ein verdammt dummer Schuljunge. Wie einfach es doch war, Menschen und diese widerlichen Abarten, die die Allgemeinheit Metamenschen nannte, zu manipulieren und wieviel Freude es machte, mit ihnen zu spielen. Sie ahnten nichts, liefen blind durch die Gegend. Schlimm. Wirklich schlimm.

Mitchell war ein interessanter Bauer in seinem Spiel. Er hatte sich als klug und strebsam erwiesen. Immer bereit sich für ihn seinen Freund einzusetzen. Partner, hatte er gesagt. Wenn er gewußt hätte, wie ungleiche Partner sie waren. Er hätte ihm nie im Leben das Wasser reichen können. Aber er hatte Spaß gebracht.

Er mußte schmunzeln.

Wie ein Film ließ er die wenigen, gerade verstrichenen Stunden vor seinem Auge Revue passieren. Er war durch sie hindurch gefegt, hatte sie vernichtet, zerschlagen, zerschnitten. Sie waren wie Butter in der prallen Sonne.
Sein Verbindungsmann, der ihn unter dem Namen Schmidt kannte, hatte sie als ein Team der Spitzenklasse empfohlen. Richtige Profis. Trainiert für den Ernstfall. Jeder auf den anderen abgestimmt. Das perfekte Team.

Straßenmonster waren sie. Nichts weiter. Würden sie ihm das Wasser reichen.

Er lachte laut heraus.

Nein. Niemals. Kein Mensch.

Er fragte sich, ob sie es gespürt hatten. Lea, dieses kleine Biest. Sie hatte ihn recht merkwürdig auf der Rückfahrt angesehen. Vielleicht hatten ihre Instinkte sie vor ihm gewarnt, ihr gesagt, daß er ein falsches Spiel mit ihnen treiben würde. Sie war eine Magierin gewesen. Sogar, wie er askennt hatte, eine Initiatin. Bloß, was hatte es ihr genutzt. Rein gar nichts. Auch sie war unter seinen Hieben gestorben, wie die anderen drei.
Chancenlos.
Willenlos.

Obwohl. Nein. Sie konnte seine Aura nicht askennt haben. Seine Maskierung war zu perfekt. Bis ins kleinste Detail, wie jede seiner Tarnungen, wie sein ganzes Spiel. Es war ein perfides Netz. Er bewunderte seine Instinkte wieder richtig gelegen zu haben.

Art, der Samurai der Truppe hatte ihm eine Garbe in die Seite verpaßt, aber die Wunden heilten bereits wieder. Arts Gesicht war eine Maske blanken Entsetzen, als er ihnen seine wahre Gestalt offenbart hatte. Wieviel Mut war noch in ihm gewesen. Nicht ein Tropfen. Er hatte geschrien und verzweifelt versucht, sich zu wehren.

Ein Tropfen Blut bildete einen häßlichen Fleck auf seinem weißen Anzug, den er gleich nach dem Attentat angezogen hatte. Menschliches Blut. Er leckte einen weiteren Tropfen mit einem Grinsen von seiner Hand.

Grimmig blickte er hinaus in die kalte Nacht.

Wo war Mitchells Junge? Er hatte gedacht, er wäre im Haus gewesen. Aber, da war niemand gewesen außer Mitchell und seiner Frau. Er hatte die gesamte Wohnung askennt und der Junge war definitiv nicht da. Wo war dieses kleine Biest? Wahrscheinlich hatte der Junge bei einem Freund geschlafen. Gut, er würde jemanden zur Schule des Jungen schicken, um ihm den Anblick seines abgebrannten Elternhauses und der verbrannten Leichen seiner Eltern zu ersparen. Er würde sich, um ihn kümmern. Er war es seinem ehemaligen Partner schließlich schuldig, sich um die arme Waise zu kümmern.

Was der Junge des Vaters nicht bemerkt hatte, war, das sein Junge magisch aktiv war. Zwar noch sehr schwach, aber mit der richtigen Schulung würde es aus ihm werden.

Er sollte den Jungen nicht gleich töten, dachte er sich. Vielleicht nehme ich ihn als meinen Sohn auf. Kümmere mich um ihn. Ersetzte ihm den Vater. Und die Mutter.

Niemals.

Er mußte seinem Verbindungsmann einen Besuch abstatten. Das hatte Priorität. Er sollte nichts von dem Ableben seiner Klienten erfahren, oder gar etwas über ein Attentat auf der Straße verbreiten. Um den Jungen würde er sich selbst kümmern.

Der Blutfleck verschwand, ebenso der weiße Anzug. Sir Malcolm O’Harris lachte in die Nacht. Er war guter Dinge. Heute nacht war seine Nacht. Heute Nacht.

Sein schwarzer Anzug schimmerte im Mondlicht, als er die Tür seines Ferraris hinter sich schloß. Mit einem warmen Gluckern erwachte der PS-starke Motor zum Leben.

Es war Zeit zum Essen. Der kleine Appetithappen hatte seinen Hunger entfacht.